Wettbewerb und Kooperation aus evolutionstheoretischer Perspektive

Nach der neoklassischen Wirtschaftstheorie sind kooperativem Verhalten im herkömmlichen Sinn enge Grenzen gesetzt. Ohne die Möglichkeit bindende Verträge abzuschließen, strebt der Homo oeconomicus stets den Nash-Gleichgewichtspunkt an. Ein Verhalten, das mit zunehmender Anzahl der Spieler wohl eher dem herkömmlichen Verständnis von Wettbewerbsverhalten entspricht.

Ändert sich dies, wenn man sich nicht auf die neoklassische Wirtschaftstheorie sondern auf die empirisch besser bewährte Evolutionstheorie stützt? In der folgenden Videopräsentation gehe ich dieser Frage nach:

Wie sich dabei zeigen wird, erfreut sich die klassische Spieltheorie unter Evolutionsbiologen einiger Beliebtheit. Das ist in sofern erstaunlich, als die klassische Spieltheorie auf dem klassischen Rationalverhalten des berüchtigten „Homo oeconomicus“ basiert. Bekanntermaßen steht dieser schon seit einiger Zeit im Verdacht, ein „theoretisches Konstrukt“ zu sein, das sich kaum mit dem tatsächlichen Verhalten realer Menschen in Übereinstimmung bringen lässt. Auch einige der in der Präsentation dokumentierten Verhaltensexperimente deuten darauf hin.

Warum aber ist dann die klassischen Spieltheorie unter Evolutionsbiologen so beliebt? Es scheint sich eine Art neues „Folks Theorem“ mehr oder weniger bewusst auszubreiten. Einfache Organismen besitzen zwar sicherlich keinen Zugang zu bewusst rationalen Entscheidungen, aber der „Versuch-und-Irrtums“ Mechanismus der Evolution liefert, wenn er „genügend“ Zeit zum probieren hat, offensichlich ganz ähnliche Ergebnisse, wie die klassische Rationalität.  „Ähnliche Ergebnisse“ heißt, es dürfte auch Unterschiede geben. Ein einfaches Beispiel: Während die klassische Rationalität immer in der Lage ist, zwischen verschiedenen lokalen Optima das globale Optimum zu erkennen, dürfte der unbewusst ablaufende „Versuch-und-Irrtums“ Mechanismus der Evolution sich regelmäßig am „nächst besten“ lokalem Optimum festbeißen, wenn er nicht durch einen hinreichen großen exogenen Schock wieder auf die Suche nach einem neuen Optimum geschickt wird. Eine systematische Analyse der Unterschiede zwischen klassischer Rationalität und der „Versuch-und-Irrtums“ Rationalität der Evolution könnte zu sehr interessanten Ergebnissen führen.

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